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Die Zeit vergeht, doch der Humor besteht…?

18. Dezember 2024

Was ist passiert?

Die letzten Wochen im Deutschunterricht standen ganz im Zeichen des wohl zu den einflussreichsten Schriftstellern gehörenden Franz Kafka. In diesen Wochen lasen wir die Geschichte «Die Verwandlung» und besprachen diese zusammen mit dem Leben Kafkas ausgiebig. Ferner besuchten wir an der Universität Bern einen Vortrag von Reiner Stach, einem Deutschen Literaturwissenschaftler, Autor und Publizist, welcher einen grossen Teil seines Schaffens Kafka widmete. Stach kann sich mit Fug und Recht als der Kafka-Kenner unserer Zeit bezeichnen, ist er doch Autor einer dreibändigen, über 2.000 Seiten umfassenden Biografie über Kafka, welche er während einer Zeit von 18 Jahren verfasste. Der Vortrag über Kafka an der Universität Bern widmete Herr Stach primär den Begabungen Kafkas, und dabei kam er auch auf den Humor Kafkas zu sprechen. So erfuhr das interessierte Publikum, dass Kafka ein Mensch war, welcher eine gute Portion Humor abbekommen hat und diesen auch einzusetzen wusste. Auch war zu erfahren, dass Kafka während dem Schreiben seiner Werke stets ein Lächeln im Gesicht hatte und allgemein ein Mensch war, der mit Leichtigkeit durch das Leben ging. Diese Information, so besprachen wir es im Unterricht, veränderte unser Bild auf Kafka teilweise und verlieh ihm einen etwas lockereren Touch. So war auch mein Bild auf Kafka aufgrund seiner kuriosen Idee für eine seiner Geschichten (wer kommt denn bitte auf die Idee, dass ein ganz ordinärer Mann am Morgen ‘einfach so’ als Ungeziefer aufwacht!?) eher durchzogen. Als ich dann aber erfuhr, dass Kafka durchaus ein sehr humorvoller Mensch war, änderte sich dies schlagartig.

Über die Kunst des trotzdem Lachens

Die Art des Humors ist eines der Alleinstellungsmerkmale des Menschen. Zwar gibt es immerhin auch einige Beispiele von Scherz in der Tierwelt, allerdings ist dieser wesentlich simpler aufgebaut aus beim Menschen und «besteht nur aus Slapstick und Comedy», wie auch Kurt Zimmermann bereits 2018 in der Schweizer Handelszeitung berichtete. So wurden beispielsweise an Kuhschwänzen ziehende Schimpansen beobachtet, welche sich anschliessend vor Lachen schier überschlugen. Dieses und ähnliche Beispiele sind der Beleg dafür, dass der Humor an sich kein Mensch-spezifisches Phänomen ist. Jedoch könnte sich die Art, wie sich unser Humor zeigt und wie er funktioniert, sich nicht stärker von der Tierwelt unterscheiden. So wird der menschliche Humor auch als die Kunst des trotzdem Lachens bezeichnet. Will heissen, dass der Humor uns neben der puren Unterhaltung auch helfen kann, anspruchsvolle Situationen im Alltag auf die leichte Schulter zu nehmen. Auch zeigt sich der Humor des Menschen – im Gegensatz zum tierischen Humor, welcher praktisch nur aus Slapstick und Comedy besteht – in komplexeren Gebilden wie Ironie oder Satire. Besonders die Satire ist für unsere Gesellschaft nicht gerade unwichtig, ist sie doch ein geeignetes Mittel, um Kritik an Gesellschaft, Politik et cetera anzubringen. Auch wird es oftmals als Beleg für eine hohe Sozialkompetenz angesehen, wenn jemand auf belastende Situationen humorvoll reagieren kann. Denn Kafka sagte es schon selbst: «Trotz allem Jammer des Lebens ist ein leises Lachen gewissermassen immer bei uns zu Hause». Um so nochmals zu unserem Autoren zurückzukehren: Ich selbst habe beim Lesen von «Die Verwandlung» keine annähernd so grosse Belustigung verspürt, wie sie Kafka wohl während dem Schreibprozess verspürt hat. Doch auch das ist eine der schönen Facetten des Humors: Er ist etwas sehr individuelles und unterscheidet sich von Person zu Person. Und wenn ich ab einem gigantischen Käfer mit menschlichem Geist nicht dieselbe Belustigung verspüre wie dessen Schöpfer, ist das ja auch nicht weiter schlimm.